Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) ist von existenzieller Bedeutung. Sie springt mit einer monatlichen Zahlung in die Bresche, falls der Versicherte aufgrund einer schweren Krankheit, eines Unfalls oder eines erlittenen Traumas unfähig ist, seinen Beruf weiter auszuüben. So ist es möglich, im Ernstfall seinen Lebensstandard zu halten und seine Familie versorgt zu wissen. Trotz dieser enormen Bedeutung haben erst 15 Mio. Deutsche (Stand 2019) eine entsprechende Police abgeschlossen. Wer dies ändern möchte, findet hier wichtige Informationen, die es bei der Auswahl des richtigen Tarifs zu beachten gilt.
Was ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Die meisten von uns finanzieren von ihrem Einkommen ihren Lebensunterhalt und ganz oder teilweise auch den ihrer Familie. Doch wie geht es weiter, wenn jemand durch eine Krankheit oder infolge eines Unfalls kein Geld mehr verdienen kann? Für diesen Fall gibt es die private Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie gleicht mit einer monatlichen Rente das fehlende Gehalt aus. Der Versicherte finanziert dadurch trotz Berufsunfähigkeit seinen Lebensunterhalt, zahlt laufende Kredite ab und sorgt für die Familie. Gemeinsam mit der Haftpflicht- und der Krankenversicherung ist die BU-Versicherung die wichtigste Versicherungsart für die Existenzsicherung. Ähnlich einer Unfallversicherung handelt es sich bei der Berufsunfähigkeitsversicherung um eine Invaliditätsabsicherung. Es gibt drei Formen:
- Eigenständige Berufsunfähigkeitsversicherung
- Zusatzversicherung zu einer Lebensversicherung
- Zusätzliche Versicherung zur Rentenversicherung
Eigenständige Police
Es ist zu empfehlen, die Berufsunfähigkeitsversicherung als eigenständige Police abzuschließen. Kombiverträge mit Altersvorsorge oder Unfallversicherung sind unflexibel, teuer und bereiten einem spätestens bei der Kündigung eines Bestandteils Probleme. Häufig stellen junge Menschen ihre Rentenversicherung nach einigen Jahren beitragsfrei, um ein Haus oder die Ausbildung ihrer Kinder zu finanzieren. Sofern der Vertrag mit einer BU-Versicherung gekoppelt wurde, fehlt nun der Versicherungsschutz, der gerade in dieser Lebensphase wichtig ist.
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Unterschied zur Erwerbsunfähigkeit
Berufs- und Erwerbsunfähigkeit klingen ähnlich, beschreiben jedoch zwei verschiedene Dinge. Berufsunfähigkeit ist lediglich auf die zuletzt ausgeübte Tätigkeit bezogen. Verletzt sich eine Profi-Skifahrerin das Knie und scheidet aus der Nationalmannschaft aus, kann sie zwar nicht mehr Skifahren, aber einen anderen Beruf ergreifen. Manchen Menschen, die beispielsweise an Depressionen oder einer posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt sind, fällt die Bewältigung ihres Alltags so schwer, sodass sie als erwerbsunfähig gelten.
Eine sogenannte Unfähigkeit zur Ausübung des Berufes liegt nur dann vor, wenn der Versicherungsnehmer seinen zuletzt ausgeübten Job nicht mehr machen kann. Dies kann infolge einer plötzlichen schweren Krankheit oder eines Unfalls geschehen. Solche Einwirkungen müssen dazu führen, dass sie den Arbeitnehmer in Teilen oder dauerhaft an einer Fortführung seiner Arbeitsweise behindern und ihn für den infrage kommenden Beruf untauglich machen. Rechtmäßig wird die Berufsunfähigkeitsversicherung nach § 172 des sogenannten Versicherungsvertragsgesetzes definiert, in dem weitere Bestandteile erklärt sind.
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Warum die Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist
Vom Staat ist im Fall einer Berufsunfähigkeit im Großteil der Fälle keine Hilfe zu erwarten. Denn die gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente wurde zum 31.12.2000 abgeschafft. Berufsunfähige erhalten ausschließlich unter bestimmten Bedingungen eine staatliche Erwerbsminderungsrente und die ist so gering, dass von ihr kaum jemand leben kann. Die private Berufsunfähigkeitsversicherung schützt auch vor Altersarmut, indem sie den Versicherten ermöglicht, trotz fehlendem Einkommen in ihre Altersvorsorge einzuzahlen. Falls nämlich junge Menschen in Ausbildung oder kurz nach dem Jobeinstieg berufsunfähig werden, wirkt sich das empfindlich auf die Höhe ihrer gesetzlichen Rentensumme aus. Dank einer BU-Versicherung können sie einen Teil ihrer monatlichen Rente zur privaten Altersvorsorge nutzen. Wer ein Haus gebaut oder gekauft und dafür einen Immobilienkredit aufgenommen hat, kann von dem Geld die Rückzahlungen weiterhin bestreiten. Somit schließt die Versicherung eine finanzielle Lücke, die bei Berufsunfähigen zwischen dem Ende der Berufstätigkeit und dem Eintritt in die Rente besteht.
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Die meisten Versicherungen zahlen die Beträge aus, sobald der Arzt eine 50%ige Berufsunfähigkeit bescheinigt. Abhängig vom Vertrag ist es möglich, eine Pflegestufe als Berufsunfähigkeit anerkennen zu lassen.
Leistungen der Berufsunfähigkeitsversicherung
Verfügt der Versicherte aus gesundheitlichen Gründen noch über die Hälfte seiner üblichen Arbeitsleistung, erhält er von seiner Berufsunfähigkeitsversicherung eine monatliche Rente. Zudem braucht er für die gesamte Dauer seiner Berufsunfähigkeit keine Beiträge zu zahlen.
Diese Fünfzig-Prozent-Regel benachteiligt allerdings Arbeitnehmende in Teilzeit. Während normal Beschäftigte mit einer 40-Stunden-Woche schon als berufsunfähig gelten, wenn sie noch 20 Wochenstunden bewältigen können, ist dieser Status für eine Teilzeitkraft erst bei 10 Stunden erreicht. Jemand, der in Teilzeit arbeitet, muss also gesundheitlich weitaus stärker eingeschränkt sein als ein Vollzeitbeschäftigter, bevor er Anspruch auf BU-Rente hat.
Ab wann zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung?
Sobald die Berufsunfähigkeit durch ein ärztliches Gutachten nachgewiesen sowie von der Versicherung anerkannt wird, erhält der Versicherte seine BU-Rente. Der Antrag dieser Rentenzahlungen beinhaltet zahlreiche Stolperfallen, weshalb Unterstützung im Rahmen einer Beratung empfehlenswert ist.
In der Regel geht der Berufsunfähigkeit eine Zeit der Arbeitsunfähigkeit voraus. Während der ersten sechs Wochen erhalten Angestellte weiterhin ihren Lohn. Anschließend zahlt ihnen die Krankenkasse ein Tagegeld, das etwa 75 % des Nettogehalts entspricht. Ist die Krankenversicherung der Meinung, der Versicherte sei dauerhaft arbeitsunfähig oder sind 78 Wochen vergangen (worin die sechs Wochen Entgeltfortzahlung eingerechnet sind) stellt sie die Zahlungen ein. Spätestens zu dem Zeitpunkt sollte der Antrag auf BU-Rente ausgefüllt werden.
Besteht nach einem Unfall bzw. durch eine Krankheit der Verdacht, dass der Patient länger berufsunfähig bleibt, stellt der Arzt eine Prognose über die Dauer des Zustands. Nach Ablauf des vertraglich vereinbarten Prognosezeitraums von üblicherweise sechs Monaten beginnt die Auszahlung der Rente.
Und wie lange?
Akzeptiert die Versicherung die Berufsunfähigkeit, zahlt sie die Rente aus, bis …
- … die Berufsunfähigkeit endet,
- … der Versicherte verstirbt,
- … der Vertrag ausläuft.
In glücklichen Fällen ist der Versicherte lediglich wenige Monate bis Jahre auf die Unterstützung angewiesen. Geht es ihm besser und er kann seinen Beruf wieder aufnehmen bzw. hat er in der Zwischenzeit eine neue Tätigkeit erlernt, stoppt die Versicherung die Rentenzahlung. Während der Übergangszeit erhält der Versicherte oftmals eine Wiedereingliederungshilfe. Im Anschluss bleibt der Versicherungsschutz weiterhin bestehen.
Bei längerer Berufsunfähigkeit prüft die Versicherung in regelmäßigen Abständen, wie es um den Gesundheitszustand des Leistungsempfängers bestellt ist. In der Regel geschieht das in Form eines Fragebogens. Abhängig von den Vertragsbedingungen haben Versicherungen theoretisch das Recht, jedes Mal ein umfassendes ärztliches Gutachten zu verlangen.
Achtung: Geht der Versicherte bis zum Ende des Vertrags keiner Lohnarbeit mehr nach, greifen die private sowie betriebliche Altersvorsorge. Darum ist es wichtig, bei Abschluss der Versicherung die Leistungsdauer bis zum Einstieg ins Rentenalter zu wählen.
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Warum eine Berufsunfähigkeitsversicherung empfehlenswert ist
Es gibt viele Gründe, die für eine solche Versicherung sprechen. Jeder Arbeitnehmer sollte sie in Betracht ziehen, selbst wenn der Gedanke an die eigene Berufsunfähigkeit Unbehagen auslöst. Laut Statistik wird ein Viertel aller Erwerbstätigen mindestens einmal im Laufe ihrer Karriere berufsunfähig, beim ersten Mal sind sie im Schnitt erst 47 Jahre alt.
Unvorhersehbares Risiko
Berufsunfähigkeit kann jeden treffen: Menschen, die körperlich arbeiten, sowie solche, die den ganzen Tag im Büro sitzen. Denn trotz der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung bleibt das Risiko gleich. Die meisten Personen, die eine Berufsunfähigkeitsrente beziehen, hören wegen psychischer Erkrankungen auf zu arbeiten. Das betrifft ein Drittel aller Leistungsempfänger. Der zweite Grund sind Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates und der Wirbelsäule. Wer viel sitzt, einen stressigen Lebensstil pflegt oder unter permanentem Leistungsdruck steht, lebt gesundheitlich risikobehafteter als jemand, der seine Brötchen mit schwerer körperlicher Arbeit verdient.
Keine staatliche Hilfe
Alle, die vor dem 1. Januar 1961 geboren wurden, bekommen im Fall einer Berufsunfähigkeit eine Rente aus der gesetzlichen Rentenkasse. Für jüngere Menschen ist das keine Option. Trifft sie eine Erwerbsunfähigkeit, steht ihnen die sogenannte Erwerbsminderungsrente zu. Deren Höhe ist gestaffelt nach den Stunden, die der Betroffene noch arbeiten kann. Wer täglich weniger als sechs Stunden arbeiten kann (egal, in welchem Beruf), gilt als vollständig erwerbsunfähig bzw. erhält den Höchstsatz. Im Jahr 2019 zahlte die Deutsche Rentenversicherung im Schnitt 852 Euro an Personen aus, die erstmalig eine Rente wegen voller Erwerbsminderung erhielten. Zusätzlich müssen Erwerbsunfähige folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Es liegt ein medizinisch nachgewiesener Grund für die Erwerbsunfähigkeit vor.
- Sie waren mindestens fünf Jahre lang Mitglied der gesetzlichen Rentenversicherung.
- Während der letzten fünf Jahre wurden mindestens drei volle Beiträge in die Rentenkasse eingezahlt.
Schüler, Studierende sowie Berufsanfänger fallen komplett durch das Raster und stehen mit einer Erwerbsunfähigkeit allein da. Darum ist vor allem für diese Bevölkerungsgruppe die private Absicherung wichtig.
Unfallversicherung bietet ungenügenden Schutz
„Ich habe eine Unfallversicherung“, denkt manch einer jetzt. „Von der kriege ich doch Geld, falls ich einen Unfall habe.“ Das stimmt, ist allerdings zu kurz gedacht. Beim Thema Berufsunfähigkeit haben die meisten Menschen Arbeitsunfälle im Sinn. Sie vergessen, dass lediglich knapp 8 % der Berufsunfähigkeiten durch einen Unfall verursacht werden.
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Gute Alternativen sind rar
Wer hat ausreichend Rücklagen, um im schlimmstenfalls mehrere Jahrzehnte ohne Einkommen zu überleben? In Zeiten der niedrigen Löhne und niedrigen Zinsen wahrscheinlich kaum jemand. Und im Schnitt sind die Menschen bei der Beantragung einer BU-Rente erst 44 Jahre alt. Zudem sind im Vergleich zur BU-Versicherung die Leistungen von Unfall- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung weniger umfangreich.
Keine Wartezeit
Bei den meisten Versicherungen setzt der Schutz mit sofortiger Wirkung ohne Warten ein. Das bedeutet, wer einen Tag nach Vertragsabschluss verunfallt, erhält die Rentenzahlung in voller Höhe. Das ist ein großer Vorteil und lässt viele Versicherte nachts ruhig schlafen.
Worauf ist bei der Wahl der richtigen Berufsunfähigkeitsversicherung zu achten?
Der Markt der Berufsunfähigkeitsversicherungen ist unübersichtlich. Somit kann eine Beratung durch einen erfahrenen Versicherungsmakler hilfreich sein. Ein Vergleich auf Portalen wie Check24 verschafft einen ersten Eindruck über der Angebotslage. Auf die folgenden Kriterien sollten Verbraucher besonderes Augenmerk legen, wenn sie mehrere Berufsunfähigkeitsversicherungen miteinander vergleichen. Schließlich begleitet sie den Versicherten ein Arbeitsleben lang.
Die Versicherungssumme, sprich die BU-Rente, sollte hoch genug sein, um das fehlende Einkommen zu ersetzen, ganz unabhängig von anderen Ersparnissen. Von der Summe bestreiten Versicherte im Schadensfall ihren gesamten Lebensunterhalt. Beiträge für die Krankenversicherung, die private Altersvorsorge, Unterhaltszahlungen sowie Raten eines Kredits sind bei der Planung einzubeziehen. Ein guter Orientierungswert für die passende Summe sind 80 % des Netto-Haushaltseinkommens.
Versicherungs- und Leistungsdauer sind so zu wählen, dass bei einer Berufsunfähigkeit keine Versorgungslücke entsteht. Im Idealfall wird die BU-Versicherung zum regulären Renteneintrittsalter ausgezahlt und geht nahtlos in die Altersrente über. Wer sich für eine kürzere Vertragslaufzeit entscheidet, spart zwar Beiträge, muss allerdings im Leistungsfall früher als erwartet auf seine Altersvorsorge zurückgreifen. Die letzten Jahre vor Renteneintritt besitzen einen entscheidenden Einfluss auf deren Höhe. Bei privater Vorsorge ist jedes Jahr, in denen das angesparte Kapital unberührt bleibt, Geld wert. Deshalb gilt es, die Vertragsdauer länger anzusetzen, denn eine Kündigung ist jederzeit möglich.
Die Beitragsdynamik beschreibt die jährliche Erhöhung des Versicherungsbeitrags, um der Inflation entgegenzuwirken. Schließlich soll die Rente bei ihrer Auszahlung in zehn oder zwanzig Jahren genauso viel wert sein wie heute. Empfehlenswert ist eine Anpassung von 2 % pro Jahr. Versicherte besitzen die Möglichkeit, die Erhöhung für ein oder zwei Jahre auszusetzen, wenn sie in einem finanziellen Engpass stecken.
Vor allem in Altverträgen findet sich die Klausel der abstrakten Verweisung. Das bedeutet, dass die Versicherung keine Leistung erbringt, falls der Versicherte einen anderen Beruf ausüben kann, ungeachtet davon, ob der Versicherte diesen Job tatsächlich findet. Solche Vertragsdaten sind vor allem für ältere Menschen bedenklich, die keine guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt mehr haben. Die meisten Versicherungen verzichten heutzutage auf diesen Vertragsgegenstand.
Eine flexible Anpassung der Versicherungssumme an die aktuelle Lebenssituation ist ratsam. Wer heiratet oder eine Familie gründet, möchte die Berufsunfähigkeitsrente sicher erhöhen. Ist die Nachversicherungsgarantie im Vertrag enthalten, kann der Versicherte die Summe ändern lassen, ohne sich einer erneuten Gesundheitsprüfung zu unterziehen. Auf diese Klausel sollten vor allem junge Menschen beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung achten. Tariflich betrachtet zielt die Monatsrente für Azubis und Studierende auf eine Summe von ca. 1000 Euro ab, was im Laufe der Zeit steigerungsfähig ist.
Der Begriff des Prognosezeitraums gibt an, wie lange die Berufsunfähigkeit bestehen muss, damit der Versicherte Anspruch auf die Rentenzahlung hat. Auf welchen Zeitraum das ausgelegt wird, prognostiziert der behandelnde Arzt. Beim Vergleich von Berufsunfähigkeitsversicherungen ist darauf zu achten, dass dieser Zeitraum kurz ist. Ideal sind sechs Monate, damit der Versicherte rasch sein Geld bekommt und während einer vorübergehenden Berufsunfähigkeit abgesichert ist. Bei einem längeren Prognosezeitraum von ein bis drei Jahren geht der Versicherungsnehmer im Falle einer zu kurzen Berufsunfähigkeit leer aus. Vage Formulierungen im Vertrag wie „dauerhaft beeinträchtigt“ oder „auf Dauer berufsunfähig“ sind problematisch, weil sie häufig genutzt werden, um Zahlungen hinauszuzögern.
Sobald ein Versicherungsnehmer berufsunfähig ist, muss er seine Versicherung darüber informieren. Wie lange er dazu Zeit hat, ist vertraglich geregelt. In einigen Fällen wird die Frist überschritten, weil eine Meldung aus gesundheitlichen Gründen beispielsweise unmöglich war, sich die Berufsunfähigkeit schleichend entwickelt hat oder die Krankenkasse noch Krankentagegeld zahlte. Eine verbraucherfreundliche Versicherung leistet bis zu drei Jahre rückwirkend ab Einsetzen der Berufsunfähigkeit und verzichtet auf eine Meldefrist.
Wichtig ist, dass die Versicherung keine Meldepflicht festlegt, sollten Versicherungsnehmer ihren Beruf wechseln. Sobald ein Bürokaufmann eine Umschulung zum Tischler macht oder ein gefährliches Hobby aufnimmt, bleiben sein Vertrag für die Berufsunfähigkeitsversicherung und die Prämie gleich. Weiterhin ist darauf zu achten, dass die Versicherung keine Anzeigepflicht bei Minderung der Berufsunfähigkeit verlangt und Verkehrsunfälle abdeckt, die der Versicherte selbst verursacht hat (Verkehrsdelikte). Wer einen Unfall vorsätzlich herbeiführt, wird keinen Anspruch auf Versicherungsleistungen haben.
Beim Vergleich verschiedener Versicherungen empfehlen einige Ratgeber, die Prozessquote in die Entscheidung einzubeziehen. Die ist ein Indikator für die Zahlungsmoral des Unternehmens. Allerdings beschreibt die Zahl immer eine Momentaufnahme. Ihre Berechnung beinhaltet Streitigkeiten, die vor Gericht geklärt wurden. In den meisten Fällen einigen sich Versicherungen und Versicherte ohne ein Gerichtsverfahren. Damit dient der Wert hauptsächlich dazu, schlechte Versicherungen auszusortieren. Gute Versicherungsbedingungen bilden eine sinnvolle Entscheidungsgrundlage, denn sie gelten während der gesamten Vertragslaufzeit und ihre Einhaltung kann der Versicherte notfalls einklagen.
Wie teuer ist die BU-Versicherung?
Anders als Unfall- oder Dread-Disease-Versicherungen beschränken Berufsunfähigkeitsversicherungen ihre Leistungen auf kein bestimmtes Ereignis. Sie zahlen für jede Situation, die eine Berufsunfähigkeit hervorgebracht hat. Dieser umfassende Schutz kostet natürlich, wobei auch ein hohes Risiko abgesichert ist.
Faktoren, die die Beitragshöhe beeinflussen
Der Preis hängt vom Anbieter und vom gewählten Tarif ab. Außerdem bewirken sämtliche von der Versicherung als riskant eingestufte Faktoren eine Erhöhung des Beitrags. Da jede Gesellschaft die Risiken anders bewertet, existieren hierbei große Unterschiede. Weiterhin sind Vertragslaufzeit und Höhe der gewünschten Rente bei der Prämiengestaltung ausschlaggebend.
Das Einstiegsalter spielt eine wichtige Rolle. Wer jung und gesund ist, zahlt weniger als jemand, der mit 45 oder 50 eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt. Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich der gesundheitliche Allgemeinzustand, während das Risiko für Krankheiten zunimmt. Darum ist es ratsam, frühzeitig einen geeigneten Anbieter auszuwählen.
Ebenso spielt der aktuelle Gesundheitszustand bei der Berechnung der Prämie eine Rolle. Dieser wird von Versicherungsunternehmen mit einem Fragebogen erfasst. Wer Vorerkrankungen wie Allergien, Probleme mit der Wirbelsäule oder Diabetes hat, muss mit einem Risikozuschlag, Ausschlussklauseln sowie einer Ablehnung des Antrags rechnen. Dieser Punkt hängt davon ab, auf welche Weise das Versicherungsunternehmen die Risikoprüfung durchführt und wie stark die Erkrankung ausgeprägt ist. Somit gilt die sorgfältige Aufbereitung der Gesundheitshistorie als ein sehr bedeutsamer Punkt.
Einige Versicherungsgesellschaften bieten Berufsunfähigkeitsversicherungen mit vereinfachten Gesundheitsfragen für bestimmte Berufsgruppen an. Ob sich das für den Einzelnen lohnt, weiß ein Versicherungsmakler.
Der zum Zeitpunkt des Versicherungsantrags ausgeübte Beruf beeinflusst die Höhe der monatlichen Beiträge. Wer eine als riskant eingestufte Tätigkeit ausübt, besitzt ein erhöhtes Risiko, vor der Rente berufsunfähig zu werden. Diese Gefahr wird von Versicherungen kalkuliert und im Beitrag verrechnet. Üblicherweise unterteilen die Gesellschaften Berufe in mehrere Risikoklassen:
A | Hochqualifizierte Jobs mit akademischem Abschluss oder Berufsausbildung. | Ärzte, Apotheker, Notare, Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer |
B | Kaufmännische Berufe ohne Schichtarbeit, hauptsächlich sitzend durchgeführte Tätigkeiten. | Bürokaufleute, Techniker, Bankangestellte |
C | Körperliche, künstlerische und handwerkliche Tätigkeit mit erhöhtem Berufsunfähigkeitsrisiko | Handwerker, Lehrer, Altenpfleger |
D | Schwere körperliche Arbeit mit hohem Berufsunfähigkeitsrisiko | Schornsteinfeger, Elektriker, Bäcker, Metzger |
E | Gefährliche Berufe mit sehr hohem Berufsunfähigkeitsrisiko | Soldaten, Rennfahrer, Sprengmeister, Tierpfleger, Fotografen |
Diese Einteilung ist ein Beispiel. Einige Unternehmen listen weitere Kategorien auf. Angehörige riskanter Berufe sollten genau prüfen, welche Versicherung für sie infrage kommt.
Neben dem Job bewirken extreme Hobbys wie Einzeltauchen, Fallschirmspringen und alpines Klettern einen Aufschlag. In welche Kategorie die Gesellschaften solche Freizeitbeschäftigungen einstufen, ist individuell und davon abhängig, wie intensiv der Bewerber das Hobby ausübt. Somit stellt Freizeitreiten für die meisten Versicherer kein Problem dar, eine Teilnahme an Turnieren kostet jedoch 25 % mehr. Gelegentlich bieten Versicherungen Aktionen für bestimmte Berufsgruppen an, ohne nach gefährlichen Hobbys zu fragen.
Beispiel zur Orientierung:
Um eine grobe Vorstellung über die Kosten zu erhalten, wurde die Vergleichsplattform Check24 bemüht.
Für eine 30-jährige promovierte Pflanzenzüchterin, die eine BU-Rente von 2000 Euro und Zahlung bis zum 67. Lebensjahr wünscht, nicht raucht und eine 100%ige Bürotätigkeit ausübt, bewegen sich die Beiträge zwischen 119,89 und 422,91 Euro im Monat. Für Bürokaufleute im gleichen Alter und mit identischen Eckdaten finden sich bei Check24 Tarife mit Prämien zwischen 79 und 157 Euro Und ein Tischlermeister, der ebenfalls 30 Jahre alt ist und der weniger als 50 % seiner Arbeitszeit mit Bürotätigkeiten verbringt, zahlt unter den gleichen Rentenbedingungen monatlich zwischen 160 und 295 Euro.
Diese Differenz macht deutlich, welche Vorteile eine umfassende Beratung mit sich bringt, weil dabei noch weitere Faktoren wie Anzahl der Personen im Haushalt, Branche oder Personalverantwortung berücksichtigt werden. Einfach den billigsten Tarif aus einem Versicherungsvergleich auszuwählen, ist keine gute Idee.
Brutto- und Netto-Prämie
In den Verträgen von Berufsunfähigkeitsversicherungen finden sich zwei Preise: die Brutto- und die Netto-Prämie. Der Brutto-Beitrag ist der Höchstbeitrag, den die Versicherung von ihren Kunden für den jeweiligen Tarif verlangen darf. Netto-Prämien hingegen stellen den Preis dar, den die Neumitglieder zu Beginn zahlen. Die Versicherung kann die Netto-Prämie jederzeit anheben und allmählich an den Brutto-Beitrag angleichen. Die Differenz dient als Puffer, falls die Gewinne gering ausfallen.
Bei Vergleichsportalen lockt zumeist ein niedrig angesetzter Netto-Beitrag, während die hohe Brutto-Prämie in den Vertragsbedingungen versteckt ist. Daher lohnt es sich, beide Preise zu kennen, denn eine große Spanne birgt die Gefahr hoher zukünftiger Kosten.
Anonymisierte Vorabfrage
Alle, die überlegen, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, jedoch aufgrund von Vorerkrankungen, ihres Berufs oder Hobbys eine hohe Prämie erwarten, stellen zum Kostenvergleich eine Risikovoranfrage, am besten mithilfe eines kundigen Versicherungsmaklers. Dieser sucht gemeinsam mit seinem Kunden verschiedene Unternehmen aus, die infrage kommen. Im Anschluss daran erkundigt er sich, zu welchen Konditionen die Dienstleister einen Versicherungsnehmer aufnehmen.
Ohne persönliche Angaben wie Beruf, Alter oder Gesundheitszustand sind keine vernünftigen Ergebnisse erhältlich. Der Makler reicht die sensiblen Daten pseudonymisiert, also unter anderem Namen ein.
Aus den Resultaten wird zuletzt der passende Tarif herausgefiltert. Während ein Unternehmen für die gleiche Allergie bereits einen Risikozuschlag rechtfertigt, nimmt eine andere Versicherung den Bewerber zu normalen Vertragsbedingungen auf.
Zu hohe Berufsunfähigkeitsprämie?
Vor allem Menschen, die riskante Berufe ausüben, stehen vor dem Problem, dass der hohe Beitrag ihr Budget übersteigt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Prämie zu senken:
- Laufzeit kürzen: Auszahlung der Rente bis zum 65. statt 67. Lebensjahr, spart ca. 15 % des Monatsbeitrags.
- Karenzzeit vereinbaren: Bei Eintritt einer Berufsunfähigkeit leistet die Versicherung erst nach Ablauf dieser Zeit. Der Zeitraum liegt üblicherweise zwischen sechs Monaten und zwei Jahren.
- Verzicht auf garantierte Rentensteigerung: Die Garantie bewirkt, dass der Versicherte im Leistungsfall jedes Jahr ein paar Prozent mehr Rente erhält. Wer diese Klausel ablehnt, zahlt zwar eine geringere Prämie, nimmt im Gegenzug einen stetigen Werteverlust seiner Rentensumme in Kauf.
Wann sollte man eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?
Ein frühzeitiger Abschluss ist empfehlenswert. Junge Menschen sind in der Regel gesund, haben kaum komplizierte medizinische Vorgeschichten und zahlen günstigere Prämien. Zudem können Schüler, Studierende und Azubis keine Erwerbsminderungsrente in Anspruch nehmen. Wer rechtzeitig eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, zahlt einerseits länger ein, andererseits zu einem günstigeren Beitragssatz bei sofortigem Versicherungsschutz. Dadurch entstehen dem Versicherten im Schadensfall keine Mehrausgaben.
Auch die Pläne des Kindes nach der Schulzeit spielen eine Rolle. Strebt der Nachwuchs ein Studium an, reicht es aus, die Police währenddessen zu unterschreiben. Möchte das Kind einen sozialen oder handwerklichen Beruf ergreifen, ist es ratsam, die Berufsunfähigkeitsversicherung während der Schulzeit abzuschließen. Einige Gesellschaften erkennen Schüler sogar als Berufsstatus an, sodass ein späterer Jobwechsel in eine riskantere Berufsgruppe keine Auswirkung auf die günstigen Beiträge hat. Es ist sinnvoll, darauf zu achten, dass die Nachversicherungsgarantie ohne erneute Risikoprüfung erfolgt. Auf diese Weise sind die Kinder beim Einstieg ins Arbeitsleben vollständig abgesichert.
Grundsätzlich wird eine Police dann unterschrieben, wenn der Antragsteller seine Gesundheitshistorie sorgfältig recherchiert und eine passende Versicherung mit zahlbaren Beiträgen gefunden hat.
Wer sich erst bei der Diagnose einer schweren Krankheit oder auf dem Höhepunkt seiner Karriere Gedanken um die Absicherung einer möglichen Berufsunfähigkeit macht, scheidet bei den meisten Gesellschaften aus.
Berufsunfähigkeitsversicherung richtig beantragen
Wer sich bei der Auswahl des passenden Versicherers keinen Fehltritt leisten will, der greift auf eine umfassende Beratung zurück. Folgende Anlaufstellen stehen zur Verfügung:
- Versicherungsvertreter sind vertraglich an eine Versicherung gebunden und verkaufen ausschließlich deren Policen. Dementsprechend beschränkt sich ihre Produktpalette. Zu beachten ist, dass Agenten sozusagen als Auge bzw. Ohr ihres Versicherers gelten.
- Versicherungsmakler bzw. Versicherungsberater sind keiner Versicherungsgesellschaft unterstellt, handeln unabhängiger und haben einen guten Überblick über den Markt. Die Beratung ist üblicherweise kostenlos. Makler erhalten nach Vertragsunterzeichnung eine Provision als Lohn für ihre Arbeit.
- Honorarberater bieten eine völlig unabhängige Beratung an, werden dafür in der Regel auf Stundenbasis vergütet. Bei weitreichenden Verträgen kann sich dies dennoch finanziell lohnen.
Es ist empfehlenswert, einen Makler oder Berater aufzusuchen, der sich auf Berufsunfähigkeitsversicherungen spezialisiert hat sowie ein medizinisches Grundwissen mitbringt. Der Vorteil: Ein solcher Ansprechpartner besitzt die nötige Erfahrung. Er kennt die Risikoprüfer und schätzt ab, welche Versicherung die Rückenschmerzen von vor vier Jahren kommentarlos anerkennt und für wen das ein Ausschlussgrund ist. Da die Recherche der eigenen Gesundheitshistorie unter Umständen kompliziert ist, hilft ein guter Berater dabei, einen fehlerfreien Antrag einzureichen. Das dauert mitunter mehrere Monate und erfordert die aktive Mitarbeit des Kunden.
Zudem wissen Makler, was für Anbieter Sonderaktionen mit vereinfachten Gesundheitsfragen anbieten. Am Ende entscheidet der Kunde, welchen Vertrag er unterzeichnen möchte.
Ehrlich währt am längsten
Bei der Beantwortung von Fragen zu den Themen Gesundheit und Risiken ist Ehrlichkeit angesagt. Oft interessieren sich die Versicherungen für jeden Arztbesuch innerhalb der letzten fünf bis zehn Jahre. Glücklicherweise stellen Krankenkassen ihren Mitgliedern auf Nachfrage eine Liste mit allen Behandlungen aus.
Häufig ist die Formulierung der Gesundheitsfragen für Laien schwer verständlich. Ein einziges Missverständnis reicht aus, damit der Antrag abgelehnt wird. Jeder Fehler, ob vorsätzlich oder fahrlässig, ist eine Falschangabe. Liegt eine Berufsunfähigkeit vor, prüft die Versicherung zuerst die Richtigkeit aller Angaben. Findet sie Verletzungen der vorvertraglichen Anzeigepflicht, tritt sie wirksam vom Vertrag zurück, was fatale Folgen für den dann berufsunfähigen Versicherten hat.
Keine Anträge auf gut Glück abschicken!
Im Internet stoßen Interessenten zum Thema Berufsunfähigkeitsversicherungen teilweise auf weniger seriöse Informationen. Einige Webseiten raten ihren Lesern, verschiedene Anträge (keine Voranfragen!) auf eigene Faust auszufüllen und an unterschiedliche Versicherungsunternehmen zu schicken. Anschließend solle sich der Interessent aus den Vorschlägen das passende Angebot heraussuchen und die restlichen ablehnen.
Das ist keine gute Idee, denn viele Versicherungen melden das an die Risikowagnisdatei HIS, das ist sozusagen die Schufa der Versicherungsbranche. Darin speichern sie Daten über mögliche Versicherungsnehmer sowie zurückgewiesene Anträge. Negative Einträge verringern die Chancen, eine Versicherung zu günstigen Konditionen abschließen zu bekommen.
Gibt es Alternativen zur BU?
Erhält jemand keine Berufsunfähigkeitsversicherungspolice, sollte er seine Arbeitskraft anderweitig absichern. Die BU-Versicherung ist mitnichten eine Pauschallösung für alle Eventualitäten. Gerade Handwerker können die hohen Prämien kaum bezahlen. Es gibt Alternativen:
Dread-Disease-Versicherung (auch: Schwere-Krankheiten-Versicherung)
- Zahlt eine einmalige Leistung, wenn der Versicherte Krebs, MS oder eine ähnlich schwere Krankheit erleidet.
- Genaue Lektüre der Versicherungsbedingungen wichtig, weil nur bestimmte Krankheiten abgesichert sind.
- Psychische Leiden vom Leistungsumfang ausgeschlossen.
Grundfähigkeitsversicherung
- Absicherung gegen den Verlust von elementaren Fähigkeiten wie Sehkraft oder Gebrauch der Hände.
- Im Schadensfall zahlt die Versicherung eine Rente.
- Alternative für Menschen, denen die BU-Beiträge zu teuer sind.
Multi-Risk-Versicherung
- Enthält mehrere Bausteine (Unfall, Dread-Disease, Pflege und Grundfähigkeit).
- Absicherung psychischer Krankheiten unzureichend.
Erwerbsunfähigkeitsversicherung
- Zahlt Rente, wenn Versicherte in keinem Beruf mehr als drei Stunden arbeiten können.
- Volle Absicherung von psychischen Leiden.
- Alternative für Angehörige von Risikoberufen.
Fazit zur Berufsunfähigkeitsversicherung
Die private Berufsunfähigkeitsversicherung ist für viele Menschen eine der wichtigsten Versicherungen. Sie sorgt dafür, dass Arbeitnehmern bei Verlust ihrer Arbeitskraft kein sozialer Abstieg droht. Daher ist es empfehlenswert, die Berufsunfähigkeitspolice so früh wie möglich abzuschließen.
Vorerkrankungen, als riskant eingestufte Berufe und Hobbys treiben den Preis in die Höhe. Bei der Auswahl der richtigen Versicherung hilft eine Beratung durch einen Versicherungsmakler.
Ein maßgeschneiderter Versicherungsschutz begleitet Arbeitnehmer bis zur Rente.