Ökostrom – Wie viel trägt er wirklich zum Klimaschutz bei?
Ökostromtarife finden sich heutzutage im Repertoire aller Stromanbieter. Denn die Auswirkungen der konventionellen Stromerzeugung mit fossilen Energieträgern und Kernenergie auf die Umwelt sowie unser Klima sind kolossal. Somit kommt der nachhaltigen Produktion von Strom eine große Bedeutung zu. Spätestens Greta Thunberg und die Fridays-for-Future-Bewegung haben das Thema in aller Munde gebracht. Trotzdem herrscht noch große Unkenntnis, wenn es um Ökostrom geht. Die Frage sollte daher nicht mehr sein, ob sich ein Wechsel zu Naturstrom lohnt. Vielmehr geht es darum, welche Stromanbieter zu den eigenen Bedürfnissen passt und reinen Naturstrom liefern.
Was viele nicht wissen: In Deutschland kann jeder selbst entscheiden, von wem er Strom und Gas bezieht, und zwischen verschiedenen Tarifen wählen. Darunter eben auch Ökostromtarife, die übrigens oft sogar ein Sparpotenzial bieten. Nur, welcher Strom kommt bei einem Ökostromtarif tatsächlich aus der Steckdose? Und, wie grün ist der Naturstrom überhaupt? Diese und weitere Fragen werden hier geklärt. Der umfassende Ratgeber zum Thema Ökostrom zeigt auf, was hinter Biostrom steckt, worauf beim Stromanbieterwechsel zu achten ist und wie Verbraucher vertrauenswürdige Ökostromanbieter erkennen.
Was ist Ökostrom?
Ökostrom, Naturstrom, Biostrom oder Grünstrom bezeichnet Strom, der aus erneuerbaren, nachhaltigen Energiequellen gewonnen wird. Dazu gehören Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Erdwärme. Diese Ressourcen existieren in fast unendlicher Menge, belasten die Umwelt kaum und erneuern sich relativ schnell von selbst. Im Gegensatz dazu stehen die Kernenergie sowie fossile Energiequellen wie Erdöl, Erdgas oder Kohle.
Erneuerbare Energiequellen
- Die Solarenergie macht sich die enorme Energie der Sonne zunutze. Hierbei trifft das Sonnenlicht auf die Platten einer Fotovoltaikanlage oder Sonnenkollektoren, die es in Strom umwandeln.
- Bei der Windkraft dreht der Wind ein Rad, das wiederum einen Generator antreibt, der Strom erzeugt.
- In einem Wasserkraftwerk bringt fließendes Wasser Turbinen in Bewegung, die einen Generator antreiben. Aus der Meeresströmung lässt sich ebenfalls Strom erzeugen.
- Biomasse stellt uns die in ihr gespeicherte Sonnenenergie zur Verfügung. Es kann sich dabei um Pflanzen, Holz, Gülle oder Biomüll handeln. Durch Vergärung entsteht Biogas, das der Stromerzeugung dient. Aus Biomasse lässt sich übrigens auch Biokraftstoff für Fahrzeuge gewinnen.
- Erdwärme bezeichnet die im Erdinnern gespeicherte Wärme. Mithilfe von tiefen Bohrungen lässt sie sich verwenden, um damit Generatoren anzutreiben, um Strom zu produzieren.
Wieso benutzen wir überhaupt Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken?
Der Mensch kennt und nutzt seit jeher natürliche Energiequellen. Industriell jedoch wurde die Energieerzeugung aus nuklearen oder fossilen Brennstoffen viel interessanter, da diese schneller eine größere Menge an Energie liefern und jederzeit verfügbar sind. Dazu ist es wichtig, eine Eigenheit von Strom zu verstehen: Er ist kaum speicherbar und muss darum direkt nach der Produktion ins Netz eingespeist und verwertet werden, unabhängig vom Stromverbrauch.
Mit erneuerbaren Energiequellen ist es bisher schwierig, konstant die gleiche Menge an Energie zu produzieren oder genau zu planen, wann wie viel erzielt wird. Verfügbarkeit von Wind und Sonne sind wetterabhängig, Wasserkraft existiert dort, wo es Gewässer gibt. Außerdem ist die Technologie noch nicht in der Lage, Strom in großen Mengen zu speichern, sodass er jederzeit auf Abruf zur Verfügung steht.
Vor allem Atomkraftwerke erlauben, konstant enorme Energiemengen zu produzieren. Mit fossilen Brennstoffen ist die Planung genauso einfach. Ihr aus industrieller Sicht großer Vorteil ist zudem die kostengünstige Aufbereitung. Darum stand der Profit lange Zeit im Vordergrund, ungeachtet der daraus entstehenden Schäden für Klima und Umwelt.
Wie umweltfreundlich ist Ökostrom wirklich?
Grünstrom birgt leider ebenfalls einige Konflikte. Der Bau von Wasser- und Windkraftanlagen beeinträchtigt die Umwelt und Biomassekraftwerke verursachen Abgase. Allerdings sind die Auswirkungen niemals so verheerend wie die von Kohleabbau oder Atommüll. Überdies wurden zusammen mit Umweltverbänden strenge Richtlinien erarbeitet, um die Anlagen möglichst umweltschonend zu errichten.
Ein weiterer Punkt, den Kritiker oft nennen, sind die Emissionen, die vor allem durch Bau, Wartung und Entsorgung der notwendigen Installationen entstehen. Doch diese fallen im Vergleich zu herkömmlichen Energiequellen viel geringer aus. Mit Braunkohle erzeugter Strom verursacht beispielsweise 449 Gramm CO2 pro Kilowattstunde, Solarenergie hingegen lediglich 18 Gramm. Allein im Jahr 2017 wurde durch die Verwendung von Ökostrom die Emissionen von 138 Tonnen CO2 vermieden.
Was für Strom verwenden wir aktuell?
Momentan versuchen Stromerzeuger, möglichst viel Strom aus regenerativen Energiequellen zu produzieren. Wenn diese Energie nicht mehr ausreicht, kommen konventionelle Energieträger zum Einsatz. Im Jahr 2019 betrug der Anteil an Ökostrom am deutschen Strommix 46 Prozent. Davon stammte der größte Teil aus Windenergie, gefolgt von Fotovoltaik und Biomasse. Das sind bereits 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit befinden sich die Deutschen auf einem guten Weg, das Ziel der Energiewende zu erreichen. Wer es genau wissen will, wirft einen Blick auf seine Stromrechnung. Dort ist aufgeführt, woher der verbrauchte Strom stammt.
Kommt bei einem Ökostromtarif purer Grünstrom aus der Steckdose?
Da es kein eigenes Netz für Ökostrom gibt, ist die getrennte Lieferung von Naturstrom und konventionellem Strom nicht durchführbar. Der Strom kommt immer aus dem nächstgelegenen Kraftwerk, sei dies ein Wind- oder ein Kohlekraftwerk. Das heißt, trotz Ökostromtarif erhalten Verbraucher einen Strommix.
Vielmehr unterstützen Kunden mit ihrer Tarifwahl die Energiewende und zeigen ihr Interesse an der Herkunft der von ihnen genutzten Energie. Letztendlich spielt die Marktwirtschaft eine entscheidende Rolle. Was sich verkauft, bleibt auf dem Markt. Vor allem sorgen sie dadurch für einen Ausbau von erneuerbaren Energiequellen, da zertifizierte Stromanbieter sich dazu verpflichten, in den Bau von Energiegewinnungsanlagen oder in die entsprechende Forschung zu investieren.
Ist Ökostrom teurer als konventioneller Strom?
Waren die ersten Ökostromtarife vor einigen Jahren noch deutlich teurer als andere Tarife, sind sie inzwischen marktfähig geworden. Wer zurzeit noch einen Standardtarif vom Grundversorger bezieht, profitiert auf jeden Fall vom Wechsel, da Ökostromtarife günstiger als Grundtarife sind.
Mit Gütesiegeln verifizierter Grünstrom ist etwas teurer als viele Spartarife. Das liegt an den Abgaben und Investitionen, zu denen sich das Unternehmen verpflichtet. Denn ein Teil des Strompreises fließt direkt in den Ausbau von erneuerbarer Energie. Der Preisunterschied ist allerdings gering. Bei einem Zweipersonenhaushalt mit durchschnittlichem Stromverbrauch liegt er bei ungefähr zwei Euro monatlich.
Was bedeutet Energiewende?
Energiewende ist ein wichtiger Begriff im Zusammenhang mit Ökostrom. Gemeint ist unter anderem die Umstellung von Kohle- und Atomenergie auf regenerierbare Energie. Sie ist Teil des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, kurz EEG, das seit 2000 in Deutschland gilt und stetig angepasst wird. Es soll den Umstieg erleichtern, indem es Anreize schafft. Beispielsweise erhalten Stromproduzenten, die auf erneuerbare Energien setzen, feste Vergütungen. Sie werden bei der Einspeisung des Stroms ins Netz bevorzugt.
Als Reaktion auf die Nuklearkatastrophe von Fukushima setzte Angela Merkel 2011 die Deadline für den deutschen Atomausstieg auf 2022. Bis 2050, so das Ziel der Energiewende, soll der in Deutschland konsumierte Strom zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Der Plan für 2020 war übrigens, dass 35 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Energien stammt.
Wieso dauert der Umstieg auf Ökostrom so lange?
Der vollständige Wechsel von konventionellen auf erneuerbare Energiequellen ist ein langsamer Prozess. Es gilt, neue Anlagen zu bauen, diese miteinander zu verbinden und an den Energieverbrauch der Bevölkerung anzupassen sowie neue Technologien zu entwickeln. Die Umsetzung bringt hohe Kosten mit sich und ist oft höchst komplex, da sie weit über den bloßen Ersatz von Anlagen und Raffinerien hinausgeht. Ein Problem ist das zuvor erklärte Speicherproblem von Strom. Es sind Lösungen gefragt, um Biostrom jederzeit verfügbar zu machen.
Ein Beispiel für eine logistische Schwierigkeit ist, dass ein großer Teil der Windräder an der Nord- und Ostsee steht. Weil sich die Industrie, die den Strom benötigt, vorwiegend im Süden Deutschlands befindet, müssen neue Stromtrassen verlegt werden.
Hinzu kommen Widerstandsbewegungen von Anwohnern, die sich gegen Windräder oder Solarparks vor ihren Fenstern wehren, da sie die Landschaft verunstalten. Oft ist die gängige Meinung: „Erneuerbare Energie ja, aber nicht in meinem Hinterhof.“ Ähnlich unbeliebt sind Stromtrassen, weshalb unterirdische Lösungen in Planung sind, deren Bau wiederum mit zusätzlichen Kosten und Zeit verbunden ist.
Ist der weltweite Umstieg auf Ökostrom möglich?
Trotz der zuvor beschriebenen Hindernisse und der Komplexität des Themas sehen Experten es als realistisch an, in naher Zukunft ganz auf grünen Strom umzusteigen. Im April 2019 erschien dazu eine Studie der Technischen Universität Lappeenrante aus Finnland in Zusammenarbeit mit dem deutschen Umweltnetzwerk Energy Watch Group. Sie gehört zu den umfangreichsten Studien zum Thema und versichert, dass eine Energieversorgung mit Ökostrom rund um die Uhr machbar ist.
Diese lässt sich realisieren, indem der Energiemix an die jeweilige Region angepasst wird, also jedes Land Strom aus den Energiequellen bezieht, die dort bereits vorhanden sind. In Deutschland sind das beispielsweise Solar- und Windkraft, während in der Schweiz Wasserkraft eine größere Rolle spielt. Dunkelflauten sollten mit synthetischen Kraftstoffen ausgeglichen werden, die sich speichern lassen.
Die Autorenschaft der Studie ist sich allerdings bewusst, dass die Umsetzbarkeit einer Energiewende letztendlich vom öffentlichen Interesse abhängt. Je mehr sich jeder Einzelne für die Klimaziele einsetzt und aktiv etwas tut, desto schneller wird ein Wandel erreicht. Das ist einer der Gründe, warum der Umstieg auf Ökostrom derart wichtig ist.
Sieben triftige Gründe, auf Ökostrom zu wechseln
Noch nicht überzeugt, dass nachhaltiger Strom die richtige Wahl ist? Folgende sieben Gründe lassen höchstens Atom- oder Kohlekraftwerkbetreiber kalt.
Klimaschutz
Die Verbrennung fossiler Stoffe setzt eine hohe Menge an Kohlenstoffdioxid, kurz CO2, frei. Dieses ist ein natürlicher Bestandteil der Luft und sorgt für den Treibhauseffekt, der das Klima unseres Planeten erschafft.
Seit dem Beginn der Industrialisierung steigt der CO2-Gehalt in der Atmosphäre durch menschliche Aktivitäten rapide an, wodurch sich das Erdklima zunehmend erhitzt. Folgen dieser Klimaveränderung sind Hitzewellen, Dürren, das Abschmelzen der Polarkappen sowie die Erwärmung der Ozeane. Dies wiederum hat weitreichende Konsequenzen auf die Lebensbedingungen, was Tier- und Pflanzenarten bedroht. Der Mensch ist ebenfalls betroffen. So gibt es Inselstaaten, die im Begriff sind, wegen des steigenden Meeresspiegels zu verschwinden – um nur ein Beispiel zu nennen.
Umweltschutz
Der Kohleabbau schadet der Umwelt extrem. Deutschland steht dabei weltweit an der Spitze, denn nirgendwo sonst wird derart viel Braunkohle verbrannt. Ein Fünftel der deutschen CO2-Emissionen stammt aus den zwölf Kraftwerken. Tagebaue verwüsten ganze Landstriche und schädigen das Grundwasser für Jahrhunderte. Spätestens der (gewonnene) Kampf um die Rettung des Hambacher Forsts rückte dieses Problem 2018 ins Rampenlicht. Der Abbau vom für die Atomenergie notwendigen Uran schadet der Umwelt genauso.
Gesundheit
Kohlekraftwerke setzen neben CO2 große Mengen an Schadstoffen frei, die wir einatmen. Die Konsequenzen dieser Luftverschmutzung sind vermehrte Fälle von Lungenkrebs, Schlaganfällen, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Die verheerenden Folgen eines Atomunfalls sind spätestens seit Tschernobyl und Fukushima allen ein Begriff. In deutschen Atomkraftwerken gibt es übrigens jährlich über hundert meldepflichtige Ereignisse von explodierten Rohren bis hin zu auslaufendem, kontaminiertem Wasser.
Atommüll
Kernkraftwerke haben zwar keine Treibhausemissionen, sie produzieren aber hochgiftigen Müll. Jährlich entstehen auf diese Weise weltweit 12 000 Tonnen radioaktiver Abfall, der erst nach einer Million Jahre zerfällt. In der Zwischenzeit muss er wegen seiner gefährlichen radioaktiven Strahlung sicher gelagert sein. Nur, wo ist das möglich? Für dieses Problem gibt es bis heute keine Lösung.
Knappe Ressourcen
Fossile Brennstoffe formten sich über einen Zeitraum von Hunderttausenden von Jahren. Die Schwierigkeit besteht darin, dass wir sie extrem schnell verbrauchen. Schätzungen zufolge geht uns das Erdöl in dreißig Jahren aus, das Erdgas in fünfzig und die Steinkohle in etwas über hundert. Bei Uran und anderen Stoffen, die zur Kernspaltung in Atomkraftwerken notwendig sind, sieht es ähnlich aus.
Weltfrieden
Dieser wird zwar mit dem Umstieg auf Ökostrom nicht erreicht, doch dadurch lassen sich Konflikte und sogar Kriege, die um wichtige Rohstoffe entstehen, vermeiden. In den Sudanstaaten beispielsweise war die Gewinnung von Erdöl Anlass zum Krieg und das Nigerdelta war lange Zeit von gefährlichen, bewaffneten Konflikten geplagt. Erneuerbare Energieträger hingegen sind weltweit besser verteilt. Überall auf der Erde gibt es entweder Wasser, Sonne oder ausreichend starke Winde.
Sparpotenzial
Nicht zuletzt kann der Wechsel zu Ökostrom den eigenen Geldbeutel schonen. Denn wer sich bislang im Grundversorgertarif befand, spart mit einem Wechsel des Tarifs oder sogar Stromanbieters bis zu einige hundert Euro im Jahr.
Gibt es bessere und schlechtere Ökostromanbieter?
Definitiv. Ähnlich wie beim Biogemüse, wo nicht immer Bio drin ist, wo es draufsteht, verhält es sich bei Ökostrom. Denn Ökostrom ist kein geschützter Begriff. Einmal ins Netz eingespeist, ist Strom gleich Strom, egal, aus welcher Quelle er stammt. Auf der Börse wird Kohle- und Atomstrom häufig günstiger gehandelt als Biostrom. Das führt dazu, dass einige Anbieter, darunter auch Großkonzerne, konventionell erzeugten Strom kaufen, um ihn als Ökostromtarif vermarkten.
Möglich macht das der sogenannte Herkunftsnachweis. Jedes Unternehmen muss für den bereitgestellten Ökostrom nachweisen können, woher er stammt. Diese Nachweise sind allerdings nicht direkt an den Naturstrom gebunden, sondern gelten für eine bestimmte Menge Energie. Das ermöglicht es, Herkunftsnachweise unabhängig vom Strom zu handeln und das eigene Produkt damit sozusagen aufzuwerten.
Um diesem Etikettenschwindel entgegenzuwirken, wurden spezielle Ökostromzertifikate entwickelt. Diese stellen unter anderem sicher, dass der Stromlieferant wirklich auf die Herkunft des Stroms achtet, den er verkauft.
Zertifikate für echten Ökostrom
Wem wichtig ist, dass sein Geld in die Unterstützung von erneuerbaren Energiequellen fließt, sollte zu einem Stromanbieter wechseln, der mit einem gültigen Prüfsiegel für Ökostrom ausgezeichnet ist. Davon gibt es inzwischen eine Menge. Leider halten nicht alle, was sie auf den ersten Blick versprechen.
Eindeutig empfehlenswert sind die folgenden Labels. Sie alle garantieren, dass der vom Energieversorger eingekaufte Strom zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Die Siegel Grüner Strom, ok-power und EcoTopTen verpflichten den damit gekennzeichneten Energieanbieter obendrein, sich nicht an Atomkraftwerken zu beteiligen.
- Grüner Strom legt außerdem fest, dass zwischen 0,2 und 1 Cent pro verkaufte Kilowattstunde in neue Ökostromanlagen oder Kraft-Wärme-Kopplung fließt. In Wasserkraft darf nur unter Berücksichtigung der Gewässerökologie investiert werden.
- Ok-power schreibt ebenfalls bestimmte Fördermaßnahmen für die nachhaltige Energie vor. Der Anbieter darf weder eine Mindestabnahmemenge noch Vorkasse verlangen.
- EcoTopTen ordnet neben der aktiven Förderung der erneuerbaren Energien an, dass maximal fünfzig Prozent des Stroms mit Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt wird.
- TÜV Nord und Süd fordern ebenfalls, dass ein gewisser Prozentsatz der Einnahmen in eine aktive Forderung des Klimaschutzes fließt.
Worauf muss ich bei der Auswahl des Ökostromanbieters achten?
Um mit dem zu bezahlenden Strompreis tatsächlich Naturstrom zu fördern, sollten Verbraucher den Stromanbieter nach folgenden Kriterien bewerten:
- Ist der Energieversorger mit mindestens einem gültigen Prüfsiegel ausgezeichnet?
- Aus welchen Energiequellen stammt der Strom?
- Legt das Unternehmen die Stromherkunft offen?
- Ist der Stromanbieter mit einem Konzern involviert, der mit Atom- oder Kohlekraftwerken in Verbindung steht?
- Falls der Lieferant auch Stromtarife mit Atom- oder Kohlestrom anbietet: Wie steht es um das Verhältnis zwischen Grünstrom und herkömmlichem Strom?
- Investiert das Unternehmen in den Ausbau erneuerbaren Energiequellen oder beteiligt es sich anderweitig aktiv an der Energiewende?
Sieben empfehlenswerte Stromanbieter mit Ökostromtarifen
Inzwischen führt fast jeder Stromlieferant in Deutschland einen Ökostromtarif. Verbraucher wollen mit einem Wechsel zum Ökostrom die Energiewende langfristig unterstützen, nicht nur das eigene Gewissen beruhigen. Die folgenden Stromanbieter verkaufen ausschließlich echten Ökostrom, arbeiten unabhängig von Atomkonzernen und fördern den Ausbau erneuerbarer Energie.
Bürgerwerke eG
Unter dem Namen Die Bürgerwerke schlossen sich lokale Energiegemeinschaften und Menschen zusammen, die aktiv etwas zur Energiewende beitragen wollen. Das Unternehmen achtet darauf, dass sich alle Stromerzeugungsanlagen in Deutschland befinden und legt die Herkunft des Stroms offen. Ein fester Anteil des Strompreises wird in nachhaltige Projekte investiert. Bürgerwerke eG ist bundesweit tätig.
- Stromherkunft: regionale Sonnen-, Wind- und Wasserkraftwerke sowie Bioenergie
- Zertifikate: Grüner Strom, EcoTopTen und TÜV Nord
- Strompreis: regional unterschiedlich, ungefähr zwischen 24,4 und 34,8 Cent pro kWh
- Kündigungsfrist von einem Monat ohne Mindestvertragslaufzeit
EWS Schönau eG
Die Bürgerinitiative entstand aufgrund der Katastrophe in Tschernobyl und gründete neun Jahre darauf das Elektrizitätswerk Schönau, das nun bundesweit Ökostrom liefert. Die verkaufte Energie entspringt allein aus von Kohle- und Atomkraftwerken unabhängigen Anlagen. Das Unternehmen achtet darauf, dass mindestens siebzig Prozent des Stroms aus Neuanlagen stammt. Ein Teil des Strompreises fließt in die Unterstützung wirtschaftlich benachteiligter Regionen sowie die Förderung ökologischer Projekte.
- Stromherkunft: Wasser- und Windkraft
- Zertifikate: ok-power, TÜV Nord und EcoTopTen
- Grundpreis: 9,95 Euro pro Monat
- Arbeitspreis: ab 29,2 Cent pro kWh
- Vier Wochen Kündigungsfrist ohne Mindestvertragslaufzeit
Greenpeace Energy eG
Die Genossenschaft gehört zu den größten unabhängigen Ökostromlieferanten des Landes. Unter Berücksichtigung der Kriterien von Greenpeace Deutschland kontrollieren unabhängige Gutachter regelmäßig die Stromherkunft. Des Weiteren fördert Greenpeace Energy den Ausbau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie, unter anderem in Braunkohlerevieren und leistet politische Arbeit. Sie investiert in ökologisch ausgerichtete Förderungskonzepte. Hier herrscht bezüglich der Energiequellen Transparenz.
- Stromherkunft: Wind- und Wasserkraft aus Österreich und Deutschland
- Zertifikate: ok-power Plus, TÜV Nord und OmniCert
- Grundpreis: 8,90 Euro pro Monat
- Arbeitspreis: 29,8 Cent pro kWh
- Vier Wochen Kündigungsfrist ohne Mindestvertragslaufzeit
LichtBlick SE
Deutschlands größter Ökostromanbieter versorgt Verbraucher seit 1999 bundesweit mit Naturstrom. Der Deutsche Bundestag und das Bundesministerium setzen ein Statement, indem sie ihren Strom bei ihm beziehen. Der Stromanbieter investiert in die Entwicklung umweltfreundlicher Energielösungen und beteiligt sich aktiv am Schutz des ecuadorianischen Regenwalds.
- Stromherkunft: Wasserkraftwerke in Deutschland
- Grundpreis: 9,95 Euro pro Monat
- Arbeitspreis: 30,55 Cent pro kWh
- Vier Wochen Kündigungsfrist ohne Mindestvertragslaufzeit
MANN Naturenergie & Co. KG
Der Ökostromanbieter mit Sitz in Rheinland-Pfalz vertreibt neben Naturstrom ökologische Holzpellets. Die regionale Energiegewinnung wird bei ihm besonders großgeschrieben. Das Unternehmen fördert zudem den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen und unterstützt soziale Projekte sowie Organisationen. Die Umweltorganisation Robin Wood empfiehlt diesen Stromanbieter.
- Stromherkunft: regionale Wind- und Wasserkraft
- Zertifikate: Grüner Strom und TÜV Süd
- Arbeitspreis ab 25,85 Cent pro kWh, Preise variieren je nach Tarif
- Kunden können zwischen Normal- und Förderbeitrag wählen
- Sechs Wochen Kündigungsfrist ohne Mindestvertragslaufzeit
Naturstrom AG
Die Naturschutzverbände NABU und BUND raten zu diesem Ökostromanbieter. Seit 1998 beliefert er Verbraucher mit grünem Strom. Damit ist er der erste deutsche Versorger, der nur Ökostrom liefert. Naturstrom AG hat bereits über 300 nachhaltige Kraftwerke errichtet oder gefördert und betreibt darüber hinaus ein eigenes Biokraftwerk. Das Unternehmen agiert bundesweit und legt die Stromherkunft offen.
- Stromherkunft: regionale Wasser- und Windkraftwerke
- Zertifikate: Grüner Strom Label Gold und TÜV Nord
- Grundpreis: 8,90 Euro pro Monat
- Arbeitspreis: 28,95 Cent pro kWh
- Vier Wochen Kündigungsfrist ohne Mindestvertragslaufzeit
Polarstern GmbH
Dieses junge Unternehmen ist das erste in Deutschland, das zusätzlich zum Ökostrom reines Ökogas anbietet. Neben der Investition in den Ausbau erneuerbarer Energien unterstützt es Familien in Entwicklungsländern mit Grünstrom. Daher empfiehlt die Umweltorganisation Robin Wood auch diesen Ökostromanbieter, der deutschlandweit aktiv ist.
- Stromherkunft: Wasserenergie aus dem Inn-Kraftwerk in Feldkirchen bei Rosenheim
- Zertifikate: Grüner Strom Label Gold und TÜV Nord
- Preise variieren je nach Region und Tarif
- Zwei Wochen Kündigungsfrist ohne Mindestvertragslaufzeit
- Unterschiedliche Tarifoptionen mit Sondertarifen beispielsweise für Nachtspeicher und Elektroautos
Wie steige ich auf Ökostrom um?
Der Wechsel zu einem neuen Stromanbieter oder Stromtarif ist einfach und lässt sich online bequem von zu Hause aus in zwei Schritten durchführen.
Schritt 1: Ökostromanbieter-Vergleich
Im ersten Schritt geht es darum, einen Stromtarifvergleich anzustellen, um den günstigsten Stromanbieter zu finden, der den eigenen Bedürfnissen entspricht. Eine Möglichkeit, Stromkosten zu vergleichen, bieten Portale im Internet, beispielsweise Check24, Hauspilot oder das Energieverbraucherportal. Anhand der eigenen Postleitzahl und des jährlichen Stromverbrauchs erstellen diese Portale Listen mit Stromtarifen. Wichtig, in den Filtereinstellungen Ökostrom ankreuzen! Allerdings bevorzugen diese meist Großkonzerne und Discounter, die kaum hundertprozentigen Grünstrom anbieten.
Eine andere Möglichkeit, Strompreise zu vergleichen, bieten daher unabhängige Ratgeber wie beispielsweise Öko-Test oder die Website Utopia. Sie aktualisieren regelmäßig Listen mit empfehlenswerten Ökostromanbietern. Einen Stromrechner stellen sie zwar nicht zur Verfügung, zum Preisvergleich lässt sich die Homepage der Anbieter durchaus heranziehen.
Schritt 2: Stromanbieter wechseln
Ist der individuell beste Stromanbieter mit dem passenden Ökostromtarif gefunden, geht es daran, den neuen Energieversorger zu kontaktieren. Dies geschieht am besten etwa drei Wochen, bevor der aktuelle Vertrag ausläuft. Dazu sind neben einigen persönlichen Daten lediglich der Name des derzeitigen Versorgers sowie die Zählernummer notwendig. Letztere steht auf der Jahresrechnung oder dem Zähler selbst.
Der neue Stromanbieter kümmert sich um alles Weitere, übernimmt die Kündigung des aktuellen Lieferanten und meldet den Strom um. Selbst falls wider Erwarten etwas schief gehen sollte, besteht keine Gefahr, plötzlich ohne Strom dazustehen. In diesem Fall springt automatisch der Grundversorger ein. In der Regel verläuft alles völlig unproblematisch und die Stromversorgung ist jederzeit gewährleistet.
Fazit zum Ökostrom
Der Wechsel zu einem Ökostromanbieter stellt einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und damit zum Umwelt- und Klimaschutz dar. Erneuerbare Energiequellen sind zwar nicht zu hundert Prozent umweltfreundlich, weisen aber eine bedeutend bessere Umweltbilanz auf als fossile Energieträger oder Kernkraft. Außerdem stellen sie im Moment die einzige Alternative dar. Obwohl immer mehr Energieversorger auf erneuerbare Energiequellen setzen, ist Deutschland noch weit vom kompletten Umstieg auf Biostrom entfernt.
Wenngleich bei einem Ökostromtarif kein reiner Naturstrom aus der Steckdose kommt, fließt ein Teil der Stromkosten in die Förderung erneuerbarer Energie. Je schneller diese ausgebaut werden, desto eher ist ein Ausstieg aus der Kohle- und Atomkraft möglich. Dazu ist die Unterstützung jedes Einzelnen gefragt, denn die politische Agenda gibt den erneuerbaren Energien aus unterschiedlichen Gründen nicht den notwendigen Stellenwert.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, bieten heute praktisch alle Stromversorger einen Ökotarif an. Nur wenige davon sind wirklich grün. Daher ist bei der Auswahl des neuen Stromanbieters unbedingt darauf zu achten, dass dieser mit dem Prüfsiegel Grüner Strom, ok-power oder EcoTopTen ausgezeichnet ist. Auch TÜV Nord und Süd sind zu empfehlen. Ist der richtige Energieversorger gefunden, geht der Anbieterwechsel ganz einfach. So bleibt eigentlich keine Ausrede mehr, nicht auf Ökostrom umzusteigen! Übrigens ist das Sparen von Strom ein weiterer, wichtiger Weg, um die CO2-Emission zu reduzieren und das Klima zu schützen.